Mittelmeerkrankheiten

Vor der Ausreise müssen die Hunde auf die Erreger der Mittelmeerkrankheiten getestet sein, damit der neue Besitzer weiß, worauf er sich einlässt.

Generell gilt: Mittelmeerkrankheiten nicht bagatellisieren, aber auch nicht dramatisieren.

Hundebesitzer, selbst erklärte Experten und auch Tierärzte haben verschiedene Meinungen zum Thema Mittelmeerkrankheiten.

Das einzige, was hilft: Ein eigenes Bild machen!

Leishmaniose

Leishmaniose ist eine Infektion, die von parasitären Einzellern – Leishmanien (Phlebotomus) – ausgelöst wird. Die Verbreitung erstreckt sich auf tropische und subtropische Gebiete einschließlich der Mittelmeerländer. In Europa allerdings existiert entlang der Mittelmeerküsten eine Art der Parasiten, die in der Regel nur für Hunde lebensgefährlich ist.

Übertragung:

Übertragen werden die Leishmanien durch den Stich der Sand- oder Schmetterlingsmücke, die infiziertes Blut aufnimmt und durch einen neuen Stich weitergibt. Die Inkubationszeit beträgt fünf Wochen bis sieben Jahren. Ohne Behandlung sterben die Tiere auf Grund von Schädigungen der inneren Organe oder an Folgeerkrankungen.
Eine Übertragung auf den Menschen ist durch den Stich der Schmetterlingsmücke möglich. Allerdings sind, trotz der Millionen deutscher Urlauber, die ihre Ferien in den endemischen Gebieten Europas verbringen (also dort, wo die Leishmanien heimisch sind),nur wenige Fälle von Leishmaniose-Erkrankungen bekannt. Eine Übertragung ohne die Mücke ist zwar theoretisch möglich, dazu müsste allerdings eine offene, krankheitsbedingte Wunde eines Hundes mit der Wunde eines Menschen oder anderen Hundes in Berührung kommen. Wissenschaftlich nachgewiesen ist eine solche Übertragung nicht.

Symptome:

Leicht vorhandene Formen können zu Anfang häufig unbemerkt bleiben. Bei 90 % der an Hautleishmaniose erkrankten Hunde leiden an nicht juckenden Hautveränderungen mit Krusten- und Knötchen, Haarausfall und Pigmentierungsstörungen im Bereich der Augen (Brillenbildung), Ohrmuscheln, Lidrändern und Nasenspiegel. Obwohl die Hautveränderungen vor allem auf die Extremitäten beschränkt sind, können sie auch auf andere Teile des Körpers übergreifen und ähnliche Symptome hervorrufen. Oft entstehen Entzündungen im Bereich der Krallen, mit Geschwürbildungen zwischen den Zehen und übermäßigem Krallenwachstum. Sowie Bindehautentzündung, geschwollene Milz und Lymphknoten. Im fortgeschrittenen Stadium magern die Tiere stark ab, sie fühlen sich matt, haben Durchfall und Muskelschmerzen.

Behandlung:

Zur Behandlung werden in der Regel zwei Medikamente verwendet. Einmal Allopurinol,  preiswerte und nebenwirkungsarme Tabletten aus der Humanmedizin, deren Wirkung meist schon nach kurzer Behandlung anschlägt: Die Symptome gehen schnell zurück und das Tier erholt sich gut. Allopurinol wird oft verordnet, wenn die Krankheit erneut ausbricht oder auch durchgehend zur Vorbeugung. Damit lässt sich im günstigen Fall verhindern, dass Symptome überhaupt noch einmal auftreten. Unter dem Mikroskop ist zu erkennen, dass bei der Behandlung mit Allopurinol die Erregerdichte stark zurückgeht. Vor allem in schweren oder fortgeschrittenen Fällen setzen Mediziner zur Behandlung ein fünfwertiges Antimon-Präparat ein – Glucantime. Es wird unter genauer Beobachtung des Arztes über einen längeren Zeitraum injiziert, hat gewisse Nebenwirkungen, aber ist durchaus erschwinglich. Bei einen 20 Kilogramm schweren Hund kann in der Regel für eine einmalige Glucantime-Kur mit Kosten von rund 100 Euro gerechnet werden. Mit rund 80 Prozent liegen die Chancen gut, dass ein behandelter Hund zwar nicht geheilt, aber doch beschwerdefrei alt werden kann. Voraussetzung ist, dass die Organe noch nicht zu stark geschädigt sind. Am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie, Göttingen wurde von Prof. Hansjörg Eibl mit Prof. Clemens Unger der Wirkstoff Miltefosin entdeckt, welcher Leishmanien gezielt schädigt. Es wurde bereits an schwer erkrankten Hunden, die nicht mehr auf Glucantime ansprachen, sehr erfolgreich eingesetzt.

Verantwortungsvoll im Süden arbeitende Tierschutzvereine vermitteln ihre Hunde nicht,
ohne sie vorher auf die so genannten Mittelmeerkrankheiten untersucht zu haben.

Wer bewusst einen an Leishmaniose erkrankten Hund aufnimmt, weil er einem Tier helfen möchte, oder wer plötzlich damit konfrontiert wird, dass sein Hund infiziert ist, der sollte sich unbedingt von einem Tierarzt beraten lassen.  Wichtig ist, dass dieser sich mit Mittelmeerkrankheiten auskennt, mit Fachlabors zusammenarbeitet, sich mit Leishmaniose-Spezialisten notfalls austauscht und die Patientenbesitzer nicht unnötig beunruhigt.

Ehrlichiose

Bei Ehrlichia canis handelt es sich um Protozoen, welche sich in den Plasmazellen des Hundes einnisten (vor allem in den Momozyten). Die Verbreitung erstreckt sich über den ganzen tropischen und Subtropischen Raum, einschließlich der Mittelmeerländer. Auch von endemischen Gebieten in Deutschland (Flussniederungen) wird berichtet. Überträger sind verschiedene Zeckenarten: Vor allem Dermacentor reticulatus und seltener die braune Hundezecke Rhipicephalus sanguineus (vergl. Babesiose). Inkubationszeit: 8-20 Tage.

Krankheitsverlauf:

Die akute Phase der Krankheit beginnt 1-3 Wochen nach der Infektion und dauert 2-3 Wochen an. Meist wird sie vom Hundehalter aufgrund des milden Verlaufs übersehen. Es kann allerdings bereits in der akuten Phase zu folgenden Symptomen kommen: Eitriger Nasen- und Augenausfluß, Krampfanfälle und Lähmungen der Hinterhand, Lethargie, Futterverweigerung und Fieber (bis 41°C). Die subklinische Phase beginnt 6-9 Wochen nach der Infektion und kann Monate bis Jahre andauern. Einige Hunde leiden an relativen milden Symptomen, während andere einem heftigen Krankheitsverlauf ausgesetzt sind. Bei ihnen kommt es zu Anämien, Blutungen und Gewichtsverlust.

Die Therapie erfolgt meist mit Antibiotika ( Oxtytrazyklin/ Doxyzyklin) über einen Zeitraum von 2 bis 3 Wochen. In der Regel ist damit die Behandlung abgeschlossen. Eine Antikörpertiterbestimmung ist bei einer chronischen Ehrlichiose zu empfehlen.

Quelle: WDR - Tiere suchen ein Zuhause